Wohnen in der Zukunft - Eine Prognose für die Wohntrends im Jahr 2035


Bei der Veröffentlichung des Branchenberichts Wohntrends 2035 des GdW (aus November 2018) waren wir gespannt. Fünf Jahre nach der letzten und zehn Jahre nach der ersten Zukunftsvision freute sich die Branche darüber, sich erneut mit Wohntrends auseinanderzusetzen, um das eigene Unternehmen weiterzuentwickeln sowie Strategien anzupassen. Nach der durchaus interessanten letzten Studie, auf Basis derer wir eine eigene Prognose erstellten, nachzulesen unter


Wohnen 2030 - Teil 1 (Newsletter 06/2018)

Wohnen 2030 - Teil 2 (Newsletter 09/2018),


waren wir neugierig, welche Neuigkeiten die Zukunft nun bringen könnte. Doch der Bericht war dahingehend eher ernüchternd.


Der Branchenbericht stellt eher eine Studie als eine Prognose dar. Neues gibt es nicht viel. So werden wiederholt Elemente aus den Wohntrends 2030 aufgegriffen; allerdings stellen diese keine Zukunftsmusik mehr dar, sondern primär empirisch belegte Fakten. Seit der Veröffentlichung des Branchenberichts aus dem Jahr 2013 sind nicht nur einige Bauprojekte abgeschlossen worden, die z. B. energieneutral oder -autark realisiert wurden. Auch die Kommunikation der Wohnungsgesellschaften mit den Mietern über „Mieterapps“ wurde weiterentwickelt. Carsharingmöglichkeiten wurden ausgeweitet und Smarthome-Elemente in Wohnungen integriert. Die Bevölkerungsstruktur und die entsprechenden Wohnkonzepte haben sich wie erwartet entwickelt.


In diesem Artikel wollen wir uns den Vorhersagen aus den Wohntrends 2035 widmen. Schnelles Internet, sei es über Glasfaser oder 5G realisiert, wird wichtiger denn je.

Sie mögen sich denken: „Klar!“. Die Digitalisierung und die technische Entwicklung ganz allgemein verlangen stetig mehr Bandbreite und ausfallsichere Netze. Doch neu ist das nicht. So war LTE oder Ultra-HD eine genauso voraussehbare Entwicklung; schließlich wird alles irgendwann durch neuere, modernere, schnellere oder automatisiertere Entwicklungen ersetzt.


Noch viel zu tun für Vermieter.

Quelle: Analyse & Konzepte/InWIS (2018): GdW Wohntrends 2035

 


Mehr relevante Trends, Entwicklungen und Visionen werden nicht behandelt. Um Ihnen dennoch einen Blick in die Zukunft liefern zu können, werden wir erneut eine eigene Vision erstellen.

Wir schreiben das Jahr 2040. Die Debatte um den Dieselskandal ist kein Thema mehr, die Anzahl der Elektroautos ist vor allem in den Städten enorm gestiegen. Doch was macht die Immobilienwirtschaft? 


Nach umfangreichen Modernisierungen der Bestände sind diese autarker als je zuvor. Wärmedämmungen, Photovoltaikanlagen, effiziente Heizungen und intelligente Lüftungsanlagen sorgen für eine hohe Energieeffizienz. Die Grundmiete musste zwar aufgrund der Investitionen erhöht werden, doch die Belastung für die Mieter ist dank der geringeren Nebenkosten unverändert. Vor allem die Lüftungsanlagen sind bedingt durch die Erderwärmung wichtiger denn je. Zwar sind die warmen Sommer für die Stromerzeugung mit Photovoltaikanlagen sehr effizient, dadurch sind jedoch Klimaanlagen mit Energierückgewinnung, vor allem in Dachgeschosswohnungen, notwendig.


Doch nicht nur die Gebäudetechnik hat sich verändert. Innerhalb der Wohnung hilft ein einfaches Smarthome-System die Heizung zu regulieren. Es achtet darauf, dass Fenster nicht zu lange geöffnet sind und schaltet das Licht beim Verlassen des Raumes automatisch aus. Eine Anbindung an Sprachsteuerungssysteme vereinfacht die Handhabung enorm. Gleichzeitig können Verbrauchsdaten automatisch an die Versorger übermittelt und Abrechnungen automatisch per E-Mail versandt werden. Davon profitieren nicht nur Wohnungsunternehmen, sondern auch deren Mieter. Für einen schnellen Internetzugang wurden Glasfaseranschlüsse bis zur Wohnung verlegt. Zusätzlich integrierte WLAN-Router garantieren eine gute Internetverbindung „in jeder Ecke“.


Die Mieter haben ein verändertes Interesse: Kleinstwohnungen sind nur noch Notlösungen. Kleine bis mittlere Wohnungen bleiben in den Innenstädten generell gefragt, etwas außerhalb der Stadt darf es gerne etwas größer sein. Das Konzept des anpassbaren Wohnraumes durch verschiebbare Wände hat sich aufgrund der hohen Kosten und schwierigen Umsetzung nicht durchgesetzt. Die Mitvermietung von Möbeln ist hingegen zum Standard geworden. Umzüge werden mit auszuleihenden Transportern des Wohnungsunternehmens unkomplizierter. Durch die guten Anbindungen an öffentliche Verkehrsmittel in den Städten und Außenbezirken, werden Parkplätze weniger wichtig. Kooperationen mit Carsharinganbietern bringen zusammen mit E-Bike-Stellplätzen die nötige Mobilität.


Zur Stärkung der Gemeinschaft wurden nicht nur Mieter aus allen Teilen der Gesellschaft ausgewählt, sondern auch entsprechende Räume für alle geschaffen. Seien es kleine Wellnesszentren, Fitnessräume oder Gärten, die gemeinsam bepflanzt werden. Senioren werden so nicht ausgeschlossen und Migranten besser integriert. Rentner können weiterhin selbstständig in den barrierearmen Objekten wohnen und Pflegekräfte haben kurze Anfahrten zu diesen Quartieren. Um Ruhestörungen zu vermeiden sind nicht nur die Wände möglichst schallgedämpft, sondern auch separate Partyräume eingerichtet worden.


Diverse Konzepte zur Müllreduzierung (Plastiktüten, Einwegbecher, etc.) haben zwar Erfolg und dennoch fällt Müll weiterhin in großen Mengen an. Unterirdische Sammelstellen werden von autonomen Müllfahrzeugen nur angesteuert, wenn die Behälter einen gewissen Füllstand erreicht haben. Dass Tiere stinkenden Müll über komplette Straßenzüge verteilen, ist somit Vergangenheit. In Kellern sind neben den Sammelstellen noch individuell einteilbare Abstellräume eingerichtet worden. Diese in der Breite verstellbaren Räume helfen nötigen Stauraum aus der Wohnung in den Keller zu verlagern.


Auch das Unternehmen an sich hat sich verändert. Viele Prozesse wurden automatisiert, sodass auf die inzwischen wichtigeren Aufgabenbereiche stärker eingegangen werden kann. Nebenkosten-, Betriebskostenabrechnung usw. werden - dank moderner Programme - automatisch abgewickelt. Die Zusatzangebote durch „Mieterapps“, die die Kommunikation in der Nachbarschaft fördern, zur Schadensmeldung verwendet werden und über die Termine mit Handwerkern und anderen Dienstleistern eingetragen werden, erleichtern den Alltag. Die über die App angebotenen Zusatzleistungen werden automatisch abgerechnet und Terminkalender der Handwerker sind öffentlich einsehbar, sodass Termine u. a. nachts und am Wochenende gebucht werden können.


Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten und dennoch werden weiterhin Mitarbeiter im Wohnungsunternehmen benötigt. Wohnungen können zwar dank 360° Aufnahmen online besichtigt werden, doch das Wohnklima und die passenden Mieter für die Gemeinschaft zu finden, können Menschen noch immer besser vor Ort entscheiden. Auch individuelle Angebote für einzelne Quartiere, wie z. B. Cafés, Spielplätze oder Events, müssen geplant und durchgeführt werden, um Mieter an das Wohnungsunternehmen binden zu können.


Viele der Ideen sind nicht gänzlich neu, sondern sind (teilweise) schon heute Realität. In der Zukunft werden diese Trends flächendeckender verwirklicht sein. Vielleicht konnten wir Ihnen einige Anregungen geben und Anreize vermitteln, die Sie bisher nicht bedacht haben. Ob es so kommen wird, wissen wir nicht. Nur die Zukunft kann zeigen, was bis dahin verborgen blieb.